Kurzgeschichten – spannende, dramatische und unterhaltsame Erzählungen aus dem Deutsch Leistungskurs von Frau Gneuß

Im Modul „Literatur und Sprache um 1900 – Neue Ausdrucksformen der Epik“ erhielten die Schüler/ -innen die Aufgabe, unter Verwendung von Elementen des  Erzählens  schriftlich zu erzählen. Das Thema und den Inhalt betreffend, waren die Schüler/-innen bei ihrer Wahl frei. Entstanden sind sehr gelungene  Kurzgeschichten, die nun wöchentlich veröffentlicht werden. Viel Spaß beim Lesen!

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Der verhängnisvolle Abend
von Marieke Ilayda Wijnveld

Es waren Sommerferien in Neuseeland, wo ich mein Auslandsjahr verbrachte. Meine Gastmutter ging abends gerne mit ihren Freundinnen etwas essen und ich genoss die Zeit mit meinen zwei Gastgeschwistern Jazmin und Dee Zuhause. Manchmal lud ich mir eine Freundin ein, um ein bisschen Gesellschaft zu haben, wenn die Kleinen im Bett waren. Normalerweise liebte ich diese Sommerabende. Doch dieses Erlebnis änderte alles.

 

Ich lag auf dem Sofa und schaute meinen beiden Gastgeschwistern zu, wie sie friedlich mit dem Hund spielten. Wir waren vorhin eine große Runde am Strand spazieren gewesen, bevor meine Gastmutter losgefahren war. Während ich die beiden beobachtete, schweiften meine Gedanken ab.

Nun war ich schon sechs Monate hier und war total glücklich. Ich hatte die beste Familie bekommen, die einfach perfekt zu mir passte, tolle Freunde gefunden und mich in Neuseeland verliebt. Es waren Sommerferien und ich genoss sie in vollen Zügen. Morgens ging ich mit unserer Nachbarin laufen. Sie war ein schüchternes und zierliches Mädchen, jedoch supersportlich und total nett. Morgens, wenn es noch nicht so heiß war, beobachtete ich beim Joggen die wunderschöne Natur. Sie beeindruckte mich noch immer. Nach dem Duschen setzte ich mich mit meinem Kaffee meistens zu meiner Gastmutter auf die Terrasse. Danach verbrachte ich den Tag entweder mit meinen Freunden oder mit meiner Gastfamilie. Aber trotzdem war jeder Tag anders. Die entspannte, offene und herzliche Art der Neuseeländer hatte eindeutig auf mich abgefärbt.

Das Vibrieren meines Handys holte mich zurück. Die Nachricht war von Cleo, in der sie mir mitteilte, dass sie jetzt im Bus und in einer viertel Stunde bei mir sei. Das bedeutet, es war nach neun und höchste Zeit, die Mädels ins Bett zu bringen. Während die beiden sich bettfertig machten, schloss ich die Fenster in ihrem Zimmer und stellte ihnen Wasser für die Nacht ans Bett. Bei Jazmin legte ich noch das Asthmaspray aus der Küche auf den Nachtschrank. Die beiden hatten eigentlich ihre eigenen Zimmer, doch sie wollten lieber zusammen schlafen. Somit hatten sie ein Schlafzimmer und ein Spielzimmer, welches sie aber meistens ins Wohnzimmer verlagerten, um in unserer Nähe zu sein. Jaz und Dee kamen aus dem Bad und kuschelten sich in ihre Betten. Ich setzte mich auf den hellgrauen Teppichboden und wir fingen mit unserem Ritual an. Wir beteten und bedankten uns für diesen Tag. Danach sagte jeder sein Säurebonbon, ein blödes Erlebnis vom Tag und sein Schokokuchen, das schönste Erlebnis vom Tag.

Als beide am Schlummern waren, schloss ich leise die Tür und setzte mich aufs Sofa. Ich schickte meiner Familie meine tägliche Sprachnachricht von meinem Tag. Danach ging ich in die Küche und machte Cleo und mir unser Lieblingsgetränk Mojito – alkoholfrei natürlich, da wir als Austauschschüler kein Alkohol trinken durften.

Es klopfte an der Tür und eine Sekunde später steckte Cleo auch schon ihren Kopf ins Wohnzimmer und strahlte mich an. Ich strahlte zurück und begrüßte sie mit einer festen Umarmung. Wir gingen nach draußen und ich forderte Cleo auf, mir alles von ihrem heutigen Date zu erzählen.

Wir hatten uns wegen den Mücken aufs Sofa verzogen, sahen uns jetzt eine Komödie an und hatten es uns gemütlich gemacht.

 

Ich wachte auf, weil ich husten musste. Cleo und ich mussten eingeschlafen sein. Wie spät war es? Ich konnte nicht aufhören zu husten und dadurch weckte ich Cleo. Irgendwie roch es hier komisch. Ich fühlte mich schlapp, weil ich einfach nicht aufhören konnte zu husten. Dann hörte ich ein Schrei aus dem Zimmer der Mädels. Was war hier los?  Als Cleo mich panisch anguckte, verstand ich. Irgendwo brannte es. Ich rannte zu dem Zimmer der Mädels, bis ich das Feuer auf dem Flur bemerkte. Cleo wollte mich zurückhalten, doch ich konnte nicht. Es war noch nicht bei der Tür ihres Zimmers angekommen, also entschied ich mich ins Zimmer zu rennen, um sie da rauszuholen. Zu Cleo schrie ich: „Geh raus und fang die Mädels ab, wenn sie rauskommen und dann geht weit weg vom Haus.“ Cleo nickte und wählte den Notruf. Ich öffnete die Tür und sah, dass in dem Zimmer sehr viel Rauch war. Ich rannte erst zu Dees Bett. Zu meinem Erstaunen war sie schon wach, jedoch starrte sie nur vor sich her. Sie war in einer Art Schockstarre. Ich schrie ihr zu, dass sie schnell das Zimmer verlassen soll und Cleo draußen auf sie warten würde. Doch sie bewegte sich nicht. Ich rannte zu Jaz und stellte fest, dass Jaz nicht in ihrem Bett lag. Wo war sie denn? Ich suchte im ganzen Zimmer, doch ich fand sie nirgends. Ich entschied mich Dee zu Cleo rauszubringen und dann weiter nach Jaz im Haus zu suchen. Vielleicht war sie ja auch schon draußen. Ich hob Dee hoch und rannte aus dem Zimmer.  Das Feuer wurde immer größer. Ich rannte so schnell ich konnte mit Dee im Arm. Ich erreichte das Wohnzimmer und steuerte auf die Haustür zu, als ich einen lauten Knall hörte. Ich rannte immer schneller und erreichte die Haustür. In dem Moment, wo ich die Ausfahrt hoch rannte, explodierte irgendwas hinter mir. Dee weinte leise in meinen Armen. Ich rannte und dachte dabei immer nur an Jaz. Wo war sie nur? Kann sie diese Explosion überlebt haben? Bin ich schuld? Vielleicht war sie aber auch bei Cleo. Ich rannte so schnell ich konnte und suchte Cleo. Ich rannte zur Straßenecke und bog ab. Da sah ich sie.