Ein Bericht aus dem Seminarfach „Lernen“

von Emily Leinweber (Q2)

Lernen in der Schule hat sich im Verlauf der letzten Jahrhunderte stark verändert in Deutschland. Die Schulen und Lehrpläne haben sich den jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten angepasst.

Das Lernen in der Gegenwart zielt darauf ab, dass die Schüler und Schülerinnen Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Selbstständigkeit und Zielstrebigkeit entwickeln, Lehrer und Lehrerinnen sollen die Schüler anleiten, die „Wissbegierde“ und eine individuelle Entwicklung fördern.

Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts erkannten Pädagogen wie Johann Heinrich Pestalozzi diesen Zusammenhang, Einzug in den Schulalltag fand er aber erst später. Rasche Veränderungen in der Gesellschaft wie der Zusammenbruch der traditionellen Ständegesellschaft führten dazu, dass die Ausbildung verschiedener Interessen und Fähigkeiten sowie die Leistungs- und Anpassungsfähigkeit gefördert wurde.

Der Unterricht wurde nach heutigem Verständnis sehr streng gehalten, Lehrern war es ausdrücklich erlaubt, die Prügelstrafe anzuwenden, Texte wurden hauptsächlich diktiert und abgeschrieben und die Kinder sollten dem „befehlenden“ Lehrer gehorchen und sich ihm in allen Bereichen unterordnen. Das Motto der patriarchalischen Gesellschaft im Kaiserreich lautete Ende des 19. Jahrhunderts „Wer sein Kind liebt, der züchtigt es!“.

Reformpädagogen des 20. Jahrhunderts wendeten sich gegen diesen Gedanken und rückten die individuelle Entwicklung beim Lernen in den Vordergrund. Eigenständigkeit, Kreativität, soziale Komponenten und das ‘‘learning by doing‘‘ sind als zentrale Bestandteile des Lernens von z.B. Maria Montessori und Alexander Sutherland Neill formuliert worden.

Diese Errungenschaften wurden selbstverständlich zur Zeit des Nationalsozialismus wieder abgeschafft, jeder Lebensbereich war geprägt von der totalitären NS– Ideologie. Unterrichtsinhalte sollten auf propagandistischer Art die nationalistischen– rassistischen Gedanken den Schüler und Schülerinnen indoktriniert werden.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges formierten sich in BRD und DDR unterschiedliche Lernkonzepte, welche abhängig von den politischen Systemen waren, der demokratischen Neugestaltung des Unterrichts in der BRD stand eine marxistisch – leninistische Erziehung in der DDR gegenüber. Im Zuge der Studentenbewegung in der BRD in den 60er – Jahren wurde verstärkt Individualität und Kritikfähigkeit gefordert und umgesetzt.

Heutzutage stehen die individuelle Lernentwicklung und die relative Selbstständigkeit der Schüler und Schülerinnen im Vordergrund. Teamfähigkeit und Methodenkompetenz sollen anschaulich von den Lehrkräften vermittelt werden. Die Art des Lernens in der Schule war also immer abhängig von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, es lässt sich feststellen, dass ein deutlicher Trend besteht, das Lernen individueller und kreativer zu gestalten.