Neue Info Kampagne der Handwerkskammer spricht gezielt Gymnasiasten für Karriere im Handwerk an.

Die Podiumsteilnehmer mit BTZ-Geschäftsführer Reinhard Diestelkämper (li.) und Projektleiter Uwe Koch (re.). Foto: HWK

Das Gymnasium Oesede machte den Auftakt und besuchte erstmals mit 100 Schülern das Berufsbildungs- und TechnologieZentrum (BTZ) der Handwerkskammer und folgt damit den Herausforderungen des neuen Berufsorientierungserlasses des Kultusministeriums aus Hannover.

Dieses Projekt ist Teil einer neuen Initiative der Handwerkskammer, mehr Gymnasiasten für einen Handwerksberuf zu begeistern. „Gerade in unseren technisch extrem anspruchsvollen Berufen wie dem Anlagenbau in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK), aber auch in der Informations- oder Landmaschinentechnik brauchen wir Gymnasiasten mit entsprechendem technischen bzw. mathematischen Talent“, erklärt Kammerpräsident Reiner Möhle.

Gleichzeitig setzt die Handwerkskammer damit die seit langem gepflegten Partnerschaften mit den regionalen Schulen fort. Sie stellt ihre hervorragend ausgestatteten Werkstätten und qualifizierten Lehrwerkmeister bereit und unterstützt interessierte Schulen bei Vorbereitung und Finanzierungsgestaltung. „Durch diese Voraussetzungen wird uns die Organisation solcher wichtigen Info-Veranstaltungen über Karrierewege im Handwerk für Abiturienten erheblich erleichtert“, erklärt Gymnasiallehrer Tim Reese, der die beiden Praxistage mitorganisiert hat.

Rund 14 % aller Auszubildenden im Kammerbezirk haben Abitur und verkürzen ihre Ausbildung um ein Jahr, wie Jannik John, der seinen Werdegang als SHK-Azubi den Schülern der 9. Klassen in einer Podiumsdiskussion vorstellte: „Durch die Ausbildung habe ich bereits enorme Erkenntnisse erlangt, die ich auch in einem möglichen späteren Studium brauchen könnte“, so der Lehrling der Karl Böhmer GmbH aus Osnabrück, der hinzufügte: „Falls ich das Studium aufgeben sollte, habe ich immer noch meinen Gesellenbrief in der Tasche, mit der Option, den Meister zu machen.“ Das bestätigte auch seine Chefin Annika Hoffhaus. Die diplomierte Sozialpädagogin sattelte nochmal um und ist heute Betriebsleiterin, wobei Hoffhaus betonte: „Die Verdienstmöglichkeiten sind nahezu gleich und gegenüber einem studiertem Berufsanfänger sogar höher.“ Auch Zweiradmechatronikermeisterin Mona Schwan aus Melle gab zu, ihre Berufswahl nie bereut zu haben: „Der Mix aus Kundengesprächen, Organisation und Mitarbeiterführung ist äußerst abwechslungsreich.“ Die 26-jährige ist Assistentin der Geschäftsleitung und „stolz, den handwerklichen Karriereweg mit entsprechender Weiterbildung zur Betriebswirtin eingeschlagen zu haben, denn dadurch habe ich meinen Traumberuf gefunden.“

Viele Schüler*innen waren überrascht von den positiven Schilderungen der jungen Berufspraktiker. „Wir wollen mit solchen Erfolgsgeschichten die Schüler*innen begeistern und ihnen praktisch vor Augen führen, was alles eine Karriere im Handwerk ermöglichen kann, monetär, aber auch ideel“, erklärt Uwe Koch vom Organisationsteam „Gymnasium goes Handwerk“. Auch die konkreten praktischen Einblicke kamen nicht zu kurz, denn in nahezu allen Lehrwerkstätten des BTZ konnten sich die Schüler*innen in den verschiedensten Gewerken ausprobieren. Koch: „Wir werden unsere Kampagne auch weiteren Gymnasien in der Region vorstellen und entsprechende Praxistage anbieten, denn die Resonanz der Schüler*innen war äußerst positiv“.

Text: Andreas Lehr