Wir vom Seminarfach Europa haben uns am 26. Oktober 2020 mit Herrn Joseph Albert Slominski, dem dienstältesten Pressefotografen Deutschlands, in der Villa Stahmer zu einer spannenden Gesprächsrunde getroffen. Unsere Projektgruppe, bestehend aus fünf Schülerinnen des Seminarfachs Europa unter der Leitung von Herrn Mertens, hatte im Voraus einige Fragen für diesen Anlass vorbereitet und sich bereits näher mit Herrn Slominski befasst.

Als wir am Veranstaltungsort ankamen, wurden wir bereits von Dr. Inge Becher, der Museumsleiterin und Zuständigen der Kulturabteilung der Stadt Georgsmarienhütte, in Empfang genommen. Die Gesprächsrunde mit Herrn Slominski basierte auf seiner Ausstellung „Menschen, die etwas bewegten“- Porträtfotos aus den Jahren 1954 – 2019.

Joseph Albert Slominski hatte viele Menschen vor seiner Kamera, vornehmlich aus Politik und Kirche, aber auch aus Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Sport. Die ersten Publikationen waren 1954 von Konrad Adenauer und 1955 von Papst Pius XII. Nach 60 Jahren ist diese Ausstellung seine subjektive Auswahl aus diesem Fundus, die mit aktuell aufgenommenen Porträts erweitert wurde. Die Ausstellung dokumentiert somit sechs Jahrzehnte Zeitgeschichte aus dem persönlichen Blickwinkel des Fotografen. Gezeigt werden vor allem Menschen, die viel erreicht, aber mit ihrem Schaffen über ihren Beruf hinaus etwas für ihre Mitmenschen getan haben. Dabei zählte ausschließlich deren positive Lebensleistung. Die Fotos sollen widerspiegeln, was den Menschen ausmacht; man soll in den Gesichtern lesen und sich ein eigenes Bild der Dargestellten machen. Deshalb wurde von „inszenierten Porträts“ abgesehen, stattdessen entstanden sie ohne Zusatzbeleuchtung und Arrangements, möglichst in ihrer gewohnten Umgebung, wie beispielsweise in Büros. Dieses Vorgehen unterscheidet ihn von den herkömmlichen Pressefotografen und unterstreicht seine besondere Authentizität.

.

Geboren wurde Slominski, der sich selbst auch als „SLOMI“ betitelt, 1937 in Bochum. Zunächst hatte er sich dazu entschlossen, eine Ausbildung zum Schriftsetzer zu absolvieren, danach entschied er sich allerdings für die Fotografie. Bei einem privaten Ausflug nach Fulda, wo sein eigentliches Hauptinteresse darauf lag, den Dom zu fotografieren, änderte sich sein Leben maßgeblich. Der damals 17- Jährige war sich zwar bewusst, dass in Fulda das Bonifatiusfest stattfand, aber nicht, dass Konrad Adenauer, der damalige Bundeskanzler, auch anwesend sein würde. Der Weihbischof Bolte gab ihm eine handschriftliche Sondergenehmigung, im Dom zu fotografieren. Am nächsten Tag beim Fest verwendete er diese als eine Art „Presseausweis“. Somit hat er 1954 seinen ersten Bundeskanzler abgelichtet und danach auch alle Nachfolgenden, einschließlich der jetzigen Kanzlerin Angela Merkel. Dieses Ereignis legte den Grundstein für seine folgende Fotografenkarriere. Im Zuge dessen kam ihm auch die Ehre zuteil, jeden Papst ab 1955, beginnend mit Papst Pius XII, zu fotografieren. Bemerkenswert war für uns besonders seine zuvorkommende, lockere Art, die grundlegend verantwortlich für sein großes Netzwerk an Kontakten ist. Oftmals wurde er aber auch enttäuscht, wenn die zu fotografierenden Persönlichkeiten nicht anzutreffen waren und er für das vereinbarte Treffen einen langen Weg hinter sich bringen musste. Wenn die Termine wahrgenommen wurden, gelang es ihm jedoch immer, weitestgehend tiefgründige Gespräche im privaten Rahmen zu führen, weil er den Persönlichkeiten stets auf Augenhöhe begegnete und sie ihn im Gegenzug ebenso schätzten. Slominski weiß, wie man Kontakte pflegt, ist dabei allerdings nie aufdringlich. Interessant waren darüber hinaus seine Erfahrungsberichte und seine Einblicke in die Menschen hinter den Politikern. Dabei waren ihm Werte wie Diskretion und Respekt wichtig, die er uns ebenso zu vermitteln wusste.

Abschließend lässt sich herausstellen, dass die Gesprächsrunde für die gesamte Projektgruppe des Seminarfachs Europa als sehr bereichernd und interessant empfunden wurde. Wir sind sehr dankbar für diese Erfahrung, weil wir lernen konnten, wie man trotz des populären Lebens als Pressefotograf eine so zugängliche und offene Art und Weise beibehalten kann. Seine Bodenständigkeit ist zu bewundern. Aufgrund dessen hat Herr Slominski durchaus eine Vorbildfunktion für uns Schüler.

Bericht von Lara-Sophie Conrad und Clarissa Burchert

Fotos: Inge Becher