In der heruntergekommenen Kleinstadt Güllen erwarten die Bewohner die Ankunft der in Güllen aufgewachsenen Milliardärin Claire Zachanassian. Güllens Bewohner erhoffen sich von ihrem Reichtum profitieren zu können. Sie setzen all ihre Hoffnung auf Alfred Ill, der in Jugendjahren eine Liebesbeziehung mit Claire Zachanassian gehabt hat. Alfred soll Claires frühere Gefühle wachrufen und sowohl ihr Herz als auch ihren Geldbeutel öffnen. Der Plan scheint aufzugehen. Claire verspricht der Stadt eine Milliarde. Allerdings unter einer Bedingung: Alfred Ill muss dafür sterben. Als Rache dafür, dass er sie schwanger verlassen und Claire daraufhin die Stadt verlassen hat. Sein Tod bedeutet für Claire Gerechtigkeit. Die Güllener lehnen zunächst das unmoralische Angebot ab. Im Laufe des Stückes entwickelt sich eine Eigendynamik. Die Stadt erwacht zu neuer Blüte. Die Menschen schöpfen Hoffnung. Nach Außen scheint alles normal, doch insgeheim wächst der Druck auf Alfred. Er spürt, dass die Güllener mit dem Angebot der Milliardärin liebäugeln. Bei einer Bürgerversammlung beschließen die Güllener schließlich einstimmig Ills Tod. Alfred Ill stirbt schlussendlich, Claire hält ihr Versprechen und verlässt mit Ills Sarg die Stadt. Die Güllener feiern ihr eigenes Glück und ihre Wohltäterin.

Mit diesem Bild des grotesken Wohlgefallens endet das Drama. „Es moralisiert nicht, straft nicht, klagt nicht an und fragt nicht nach. Die Fragen muss sich der Zuschauer selbst stellen“.  Was bedeutet Moral? Wann endet sie? Was würde ich alles für Geld tun? Ein Menschenleben beenden um eigenen Wohlstand zu erfahren?

Die Schülerinnen und Schüler setzten sich genau mit diesen und ähnlichen Fragen in einem Projekt im Deutschunterricht auseinander. Unter der Leitung von Frau Westermann galt es, sich zunächst in Gruppen zusammen zu finden. Welche eigenen Stärken und Interessen habe ich und wie kann ich diese in das Projekt einbringen? Eine klare Aufgabenstellung gab es nicht. Die einzige Bedingung: Gebt den Inhalt des Dramas wieder, orientiert euch am Buch. Wie, keine Aufgabenstellung? Keine weiteren Vorgaben? Nach einer längeren Findungs- und Planungsphase entstanden im Laufe der Arbeiten großartige und ganz verschiedene Ergebnisse: Zwei Filme, ein Podcast, eine Talkshow, ein Hörbuch, ein Kunstprojekt und eine weitere Show ähnlich dem bekannten Format „Aktezeichen XY“. Alle Projekte wurden im Klassenverband vorgestellt mit dem Fazit: Es war toll! Das war mal was ganz Anderes, etwas was im Kopf bleibt! Ich wusste gar nicht, dass wir so etwas können! Für alle Beteiligten war diese Projektarbeit ein Gewinn. Gerne wieder!

Anna Westermann