Zwei praktische MINT-Tage an außerschulischen Lernorten für Jahrgang 11

 

Unter der Koordination des stellvertretenden Schulleiters Dr. Matthias Westermann und Marika Gervens, wissenschaftliche Referentin an der Hochschule Osnabrück, schnupperte der elfte Jahrgang am 27. und 28. Juni 2022 in MINT-Angebote der Hochschule Osnabrück, der Universität Osnabrück sowie der Firma Spie Osmo in Georgsmarienhütte. Im Rahmen informativer Theoriephasen und praktischer Mitarbeit im Labor konnten die Schülerinnen und Schüler ihre Interessen und Fähigkeiten für die Fachrichtungen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (kurz: MINT) weiterentwickeln.

An der Hochschule Osnabrück wurden sie von der Studiendekanin Frau Professorin Sandra Rosenberger begrüßt. Der promovierten Energie-, Umwelt- und Verfahrenstechnikerin war es ein Anliegen, mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass Ingenieurswissenschaften „trocken, schwer, rein mathematisch und ohne Menschenkontakt“ seien. Das Gegenteil sei der Fall: „Das Studium an der Hochschule zeichnet sich durch kleine Gruppen und eine hohe Praxisorientierung aus, auch ein Auslandssemester kann problemlos integriert werden“, erläuterte Rosenberger. Das Ranking im StudyCheck Award spricht für sich: 2022 erreichte die Hochschule Osnabrück den dritten Platz der beliebtesten Hochschulen Deutschlands.

In der anschließenden Laborphase arbeitete eine Schülergruppe in der Dentaltechnologie unter Anleitung von Elias Galan und Susen Wilkens. Zahnkronen wurden manuell geschichtet und Zähne sowie Werkstoffgefüge mikroskopisch untersucht. Bei den Arbeiten am Wachsmodell kam es auf Präzision, Feinmotorik und ein gutes Auge an.

Diejenigen Schülerinnen und Schüler, die an Elektrotechnik und Informatik interessiert sind, erhielten einen Einblick in die angewandte Steuerungs- und Regelungstechnik. Unter dem Motto „Nieder mit der Schwerkraft. Es schwebe die Kugel!“ gelang es der Projektgruppe, eine Kugel über ein computergestütztes System in einem Glas schweben zu lassen. Anleitung erhielt die Gruppe von Professor Sigmar Lampe und Bernhard Neugebauer.

Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Marion Lietmann und Silvia Ott arbeiteten währenddessen mit der Projektgruppe „Verfahrenstechnik“ an zwei aktuellen Themen: Mittels Bioverfahrenstechnik wurde die Umgebungsluft auf Bakterien untersucht. Anschließend bauten die Schülerinnen und Schüler einen Solarkocher, der sich sehr gut für die Herstellung von Popcorn eignete.

Mit viel Engagement und Teamgeist wurde derweil in der Werkshalle isoliert, gesprüht und ausprobiert. Professor Brinkmeier von der Universität Osnabrück führte seine Projektgruppe am ersten Tag in die Zukunftstechnologie „Künstliche Intelligenz“ ein. Mittels des Programms „abbozza worlds!“ versuchte sich die Schülergruppe am Programmieren.

Im Labor für Materialdesign der Hochschule übte sich eine Mädchengruppe engagiert am klassischen Fertigungsverfahren „Schweißen“. „Das Fügen von Werkstoffen mit diesem Fertigungsverfahren ist ein wichtiger Industriefaktor und bietet vielfältige Berufsaussichten“, betonte Dipl. Ingenieur Rainer Peters. Nach dem selbständigen Schweißen bei Temperaturen über 1500 Grad Celsius prüften die Schülerinnen den Werkstoff am nächsten Tag mikroskopisch.

Wie eine Pulververdüsungsanlage für Kupfer funktioniert, konnte eine Schülergruppe auf dem Technologiecampus der Hochschule auf dem Gelände von KME Germany beobachten. Die Studentin Katja Eichmann und die Doktoranden Heinrich von Lintel und Jan-Philipp Roth erklärten anschaulich, wie aus dem Rohmaterial Kupfer feines Pulver erzeugt wird, mit dem dann im 3D-Drucker ganz unterschiedlichen Bauteile hergestellt werden können. Ingenieurin Kathrin Trentmann prüfte mit den Schülerinnen und Schülern den Werkstoff Kupfer auf Leitfähigkeit, Härte und Stabilität.

Bei der Firma Spie OSMO in Georgsmarienhütte sammelte eine Gruppe erste Erfahrungen bei der Programmierung und Steuerung mit Siemens LOGO, einer kleinen speicherprogrammierbaren Steuerung. Beispielanwendungen wie Beleuchtungs-, Rollladensteuerung oder einfache Automatisierungen wurden erklärt.

Der Ausbildungsbeauftragte Marco Hellermann und sein Kollege Daniel Himker, Techniker und Programmierer, unterstützten die Schülerinnen und Schüler bei ihren Programmierungsversuchen vor Ort.

Zurück auf dem Hochschulcampus standen mehrere Schüler-Tandems im Labor für Handhabungstechnik und Robotik vor der Herausforderung, einem Roboter die Bewegungen für kleine Montageaufgaben einzuprogrammieren. Die Verantwortlichen Professor Dirk Rokossa, Martin Nardmann und Birgit Osterheider hatten dabei auch die Geschwindigkeit der einprogrammierten Robotermontage im Blick.

Eine weitere Kleingruppe machte unter Anleitung von Harald Frank grundlegende Versuche zur Schwingungsanalyse und deren Anwendung auf Komfortuntersuchungen an einer Cabrio-Karosserie auf einer Hydropulsanlage.

Die Schülerinnen und Schüler zogen nach den MINT-Tagen eine positive Bilanz. „Wir hätten gerne noch mehr Zeit in den Laboren gehabt“, so ihre Rückmeldung bei der Abschlussdiskussion mit Professorin Sandra Rosenberger. „Ich möchte gerne weitere Praktika im MINT-Bereich absolvieren“, so das Fazit einer Schülerin, motiviert von den interessanten Erfahrungen aus ihrem Labor. Die Organisatorin Marika Gervens informierte die Schülerinnen und Schüler abschließend über das Niedersachsen-Technikum. Junge Frauen mit Abitur oder Fachhochschulreife können im Rahmen dieses Programms sechs Monate ein MINT-Studium und den Berufsalltag in einem Unternehmen testen, so wie die ehemalige „Technikantin“ Viktoria Giese, die die Schülerinnen ermutigte und selbst ein duales Studium an der Hochschule Osnabrück mit viel Freude aufgenommen hat.

Text u. Fotos: C. Bußmann