Freitag, 11.10.2024
Ein Besuch bei Gandhi in Pondicherry
Zum Ende des Festes Vijayadashami, der Feier des Triumphes des Guten über das Böse, sind wir in zwei Grüppchen mit festlich geschmückten Taxis nach Pondicherry gefahren, einem Überbleibsel der französischen Kolonialisierung Indiens. So hatten wir den indischen Verkehr ganz unverfälscht und live, besonders unverfälscht schon deshalb, weil unser Fahrer praktisch kein Englisch sprach und unser Tamil über danke und Guten Morgen immer noch nicht hinausging.
Während die eine Hälfte von uns mehr die spirituellen Seiten erkundete und den goldenen Kuppel-Tempel von Auroville, einer abgeschlossenen Gemeinschaft von Suchenden, zumindest von außen besichtigte und dazu durch einen Urwald mit atemberaubend schönen Bäumen streifte, erlegte sich die andere Hälfte ein straffes Programm an Erlebnissen auf.
Pondicherry ist nicht so ganz typisch für Südindien, die Häuser sind noch sehr dem französischen Kolonialstil nach angelegt, in der Boulangerie kann man auch Croissants kaufen.
An der Strandpromenade wurde die 4m hohe Gandhi-Statue besucht, für die eine Statue eines wohl uninteressanteren Menschen einfach versetzt wurde. Die Strandpromenade ist eine der wenigen verkehrsberuhigten Straßen ganz Indiens. Auch eher untypisch. Danach schlenderten wir durch das französische Viertel mit seinen schönen Straßen und bunten Häusern, steckten im Bharati-Park fest, der nur einen Ein- und Ausgang, dafür aber eine irre süße Kolonie Streifenhörnchen hat, besuchten einen außen sehr bunten Hindu-Tempel und eine innen sehr bunte katholische Kirche.
Unser Tages-Highlight war eine Markthalle, in der man wirklich alles bekommen konnte, was das Herz begehrt: Obst und Gemüse, das wir noch nie gesehen haben, Nudeln und Reis, die wir erst gar nicht erkannt haben, Blüten und Blumenkränze, Stoffe und Saris, Pigmente uuuund… Fisch. Ungekühlt versteht sich. Gegen den Geruch gibt´s ja Räucherkerzen. Die wurden später auch direkt als Stätte fürs Gebet genutzt. Man kann sowas ja effizient einsetzen.
Auch den Sri Aurobindo Ashram schauten wir uns an, vermutlich der einzige Ort ganz Indiens, an dem am Eingang kontrolliert wird, ob die Handys wirklich aus sind. Sprechverbot war auch. Die Stille war fast überwältigend nach den vollen, lauten, unglaublich wuseligen, herrlich chaotischen und trotzdem geordneten Straßen rund um den Markt.
Der Tag war so faszinierend und voller verschiedener Eindrücke, dass wir am Ende des Trips, als wir unseren Fahrer wieder und die Rückfahrt überstanden hatten, alle völlig fertig im Hotel ankamen und viele viele Fotos zu bestaunen hatten.
Tiger Cave und Mahabalipuram
Am Freitag hat sich unsere Reisegruppe in zwei Hälften geteilt. Während einige nach Pondicherry fuhren, um die Stadt zu erkunden, unternahmen andere lieber nur einen kurzen Ausflug nach Mahabalipuram und verbrachten den Nachmittag in der Nähe des Hotels.
Nach dem Frühstück trafen sich die beiden Gruppen zur Abreise. Nach Mahabalipuram ging es mit einem Auto des Hotelshuttels. Nachdem sich alle am Straßenrand getroffen hatten und erste Eindrücke über die volle Straße ausgetauscht waren, ging es zu Fuß in Richtung eines Ladens in dem handgefertige Steinfiguren in verschiedenen Größen herstellt und verkauft wurden.
Mahabalipuram ist berühmt für das Steinhauerei-Kunstwerk und daher gibt in der Nähe des Butterballs viele kleine Shops, die Steinfiguren verkaufen. Auf dem Weg dorthin erlebten wir den indischen Linksverkehr. Es gibt keine Bürgersteige, man läuft am Straßenrand zwischen hupenden Mopeds, TukTuks, Bussen, Kühen, Hunden und jeder Menge Ständen von kleinen Straßenshops entlang. Angekommen beim Steinshop gab es viele detailreich ausgearbeitete Figuren zu bestaunen, die teilweise sogar noch kleinere Figuren in sich drin trugen. Unsere Gruppe war hauptsächlich an kleinen Anhängern interessiert, die in der Schule verkauft werden sollen. Nachdem alle bekommen hatten, was sie wollten, ging es durch den indischen Straßenverkehr weiter zu einem Supermarkt bei dem wir ein wenig Gemüse besorgen konnten, der aber hauptsächlich zur Abkühlung diente. Vor dem Supermarkt warteten auch mehrere TukTuks, sodass einer eindrucksvollen Rückfahrt nichts mehr im Weg stand. Aufgeteilt auf drei Fahrzeuge fuhren wir mit frischem Fahrtwind im kleinen Zweitackter zurück zum Hotel. Definitiv ein Highlight des Tages.
Nach einer kleinen Pause und dem Mittagessen trafen wir uns zum Baden am Strand. Während manche das warme Wasser lieber nur in Stehtiefe genossen, schwammen andere zum Wellenreiten weiter raus.
Nach der Abkühlung teilten sich die Wege erneut. Während einige lieber für ein Tennisduell oder zum Entspannen im Hotel blieben, machten sich andere am Strand entlang in Richtung Tiger Cave auf, einem Tempel nördlich des Hotels. Hier konnte man, wie schon in den Tempeln in Mahabalipuram die eindrucksvollen Formen bestaunen, die die Steinmetze in die Wände gehauen haben.
Zum Abendessen trafen sich dann alle wieder und konnten ihre spannenden Tageserlebnisse bei einem leckeren Abendessen austauschen. Für alle waren wieder viele tolle neue Erfahrungen dabei!
Donnerstag, 10.10.2024
Am Donnerstag wurden wir erneut an unserer Partnerschule von Ambrose und allen Schüler*innen empfangen, diesmal nicht ganz so pompös wie am Tag zuvor. Wir überreichten unsere Gastgeschenke: Badminton-Schläger, Bälle und andere Sportgeräte.
Anschließend gingen die Schüler*innen in ihre Klassen. Wir teilten uns in vier Gruppen und besuchten alle Klassen. Leider war an Unterricht nicht mehr zu denken, sobald wir uns auch nur näherten. Nach einer kurzen Vorstellung unsererseits (Name, Beruf, Hobby,…) und einem kurzen Austausch waren Fotos, Autogramme und Händeschütteln angesagt.
Danach ging es für uns zu einen leckeren Mittagessen ins Wohnheim. Auf dem Weg dorthin setzte ein ordentlicher Schauer ein, der uns als angenehme Abkühlung sehr willkommen war und uns einen kleinen Vorgeschmack auf den Monsun bot.
Das Mittagessen wurde für viele Gespräche mit unseren indischen Freund*innen genutzt. Da der Regen länger anhielt, überbrückten wir die hinzugewonnene Zeit wieder mit indischen Tänzen und Tänzen im Regen.
Nun ging es zur Grundschule, wo wir ebenfalls von den vier Lehrer*innen und allen 105 Schüler*innen lautstark begrüßt wurden. Auch hier machten wir einen Rundgang durch alle Räume. Manche Räume waren komplett leer aber es wurde deutlich, das das Gebäude dringend einer Sanierung bedarf. Grundproblem ist das undichte Flachdach, was dann zu Folgeschäden an den Decken und Wänden darunter führt.
Ein wenig praktisch arbeiten durften wir anschließend bei der Pflanzung einiger Teak-Bäumchen zwischen der Schule und den neuen Mädchentoiletten. Letztere wurden von Arivu finanziert und in unserem Beisein offiziell und feierlich eingeweiht, obwohl sie leider noch nicht ganz fertig waren.
Unsere indischen Kolleginnen und Kollegen leisten in Neerpair unter sehr bescheidenen Bedingungen überaus wertvolle Arbeit an der Basis. In jedem Klassenraum ist eine Kreidetafel, ein Lehrertisch, ein Lehrerstuhl, Bank-Tischkombi für die Schüler*innen, die Hefte, Bücher und Stifte haben, das war‘s dann aber auch. An der Grundschule gibt es einen Schrank mit alten Montessori-Materialien zur Darstellung großer Zahlen, der stolz von den Erstklässlern vorgezeigt wurde.
Jeder Euro, der an diesem Schulzentrum ankommt, kann dort wirklich Sinnvolles für die Zukunft bewegen!
Mittwoch, 09.10.2024
Erster Tag an der Schule
Am Mittwoch, unserem zweiten Tag in der Region Tamil Nadu, haben wir uns gemeinsam mit unserer Freundin Nandhini mit dem Bus auf den Weg zu unserer Partnerschule, der Dr. R. Arulappa School, gemacht. Dort angekommen wurden wir sehr herzlich empfangen. Zunächst erhielten alle deutschen Gäste als Zeichen des Segens einen Bindi, den traditionellen farbigen Punkt auf der Stirn. Im Anschluss wurden wir von einer großen Parade hin zum Schulgelände begleitet. Diese bestand aus Fahnenträgerinnen und Fahnenträgern, Tanz- und Kampfsporteinlagen sowie ausgiebiger musikalischer Begleitung. Auf dem Schulhof angekommen erwartete uns die gesamte Schulgemeinschaft zu einer beeindruckenden Willkommenszeremonie. Es wurden Ansprachen gehalten von Schülern und Lehrkräften, es wurde getanzt, gesungen und musiziert sowie Preise für besondere Leistungen an Schülerinnen und Schüler vergeben.
Im Anschluss an die Zeremonie haben wir uns vom Schulgebäude aus auf den Weg gemacht zum St. John‘s Home. Dies liegt etwas abseits des Hauptgebäudes und beherbergt ca. 60 Schülerinnen und Schüler zwischen 5 und 19 Jahren, die entweder kein zu Hause haben oder so weit entfernt wohnen, dass sie die Schule von dort aus nicht besuchen können. Die Kinder schlafen dort gemeinsam in Schlafsälen, haben einen Raum zum Lernen vor und nach dem Unterricht sowie einen großen Gemeinschaftsraum, in dem auch die Mahlzeiten eingenommen werden.
Auch wir haben im oberen Geschoss des Gebäudes, welches für die Mitarbeitenden gedacht ist, sehr leckeres Mittagessen bekommen und uns in tollen Gesprächen mit unseren indischen Freunden ausgetauscht. Nach dem Essen wurde mit viel Freude gemeinsam getanzt, schnell kamen auch einige Schülerinnen dazu, sodass in einer tollen Atmosphäre Freundschaften geschlossen und vertieft wurden.
Nach dem Mittagessen durften wir uns die jährliche Science Exhibition anschauen, in welcher Schülerinnen und Schüler verschiedener Jahrgangsstufen ihre Ergebnisse sehr anschaulich vorgestellt haben. Es gab Wasserfilteranlagen, mit pneumatischen Schläuchen betriebene Bagger, Raketen, mathematische Beweise und Basteleien und vieles mehr, mit dem uns die Schülerinnen und Schlüler beeindruckt haben.
Zum Tagesabschluss erwartete uns noch eine leckere Kaffeezeit im St. John‘s Home, nach welcher wir erneut mit viel Spaß gemeinsam mit gross und klein getanzt, gelacht und uns gegenseitig kennengelernt haben. Mit vielen Eindrücken im Gepäck sind wir anschließen die Fahrt zurück zum Hotel angetreten.
Dienstag, 08.10.2024
Nach einer sehr kurzen Nacht – wegen der späten Ankuft und der Zeitverschiebung von 3,5 h – mussten wir nach nur 4 Stunden wieder aufstehen, um das köstliche Frühstücksbuffet, das mit Toast und Marmelade, aber auch mit vielen indischen Leckereien lockte, nicht zu verpassen.
Danach haben wir die weitläufige Hotelanlage erkundet und ein Bad im Meer und/oder im Pool genommen, bevor wir uns am frühen Nachmittag zu einer Tour ins nahegelegene Mahaballipuram aufgemacht haben, das wegen seiner zahlreichen bedeutsamen Bauwerke und Steinreliefs seit 1984 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Dort hat uns der nette Tourguide zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt geleitet und uns dabei auch in die Welt der indischen Götter eingeführt, von denen es – seinen Angaben zufolge – 33 Millionen gibt. Wir sind jetzt also bestens darüber informiert, wer mit wem verheiratet war und bei wem wir Reichtum oder Schönheit erbitten müssen.
Unsere erste Station war der der Gottheit Shiva geweihte Küstentempel, der uns mit seinen Ornamenten sehr beeindruckte. Weiter ging es zu den „Fünf Rathas“, einer Gruppe von monolithischen Scheintempeln, deren genaue Funktion uns auch der nette Guide nicht erklären konnte. Die unterschiedlichen Tempel, die wohl nie Kultstätten waren, sowie ein Riesenelefant, sind allesamt aus einem Stein gehauen worden. Erstaunlich!
Den Abschluss der Tour bildete der Besuch von „Krishna’s Butterball“. Hierbei handelte es sich um einen ca. 250 t schweren Granitfelsen, der auf einer glatten Felsanhöhe liegt und so aussieht, als würde er jeden Moment herunterrollen. Trotz unserer intensiven Bemühungen ist es auch uns nicht gelungen, ihn in Schwingung zu versetzen. Und immer noch liegt er dort – wie seit Jahrtausenden – fest und unbeweglich.
Erfüllt von den vielen tollen Eindrücken ging es zurück ins Hotel. Dort wollten wir uns vor dem Abendessen mit Nandhini ein bisschen ausruhen oder noch mal kurz in den Pool springen. Als „Dinner“ hatte der Koch nur für uns ein Buffet mit zahlreichen indischen Köstlichkeiten gezaubert, das extra in seiner Milde auf den europäischen Gaumen abgestimmt war.
Zum Abschluss unseres ersten Tages in Indien trafen wir uns unter dem funkelnden Sternenhimmel und begleitet vom Rauschen des Meeres auf einer Terrasse des Hotels, um die Nienburger noch ein bisschen besser kennenzulernen und den Tag Revue passieren zu lassen. Erstaunlich, was man innerhalb so kurzer Zeit alles erleben kann.
Montag, 07.10.2024
Am Montag war es endlich so weit. Unser Abenteuer „Indien“ konnte endlich starten: Check-in am Frankfurter Flughafen nach Chennai. Am Tag zuvor waren wir mit dem Zug von Osnabrück nach Frankfurt gereist und haben abends im Hotel unsere Mitreisenden aus Nienburg kennen gelernt: 7 Lehrer*innen mit Freunden und Familie, so dass wir zusammen eine erwartungsfrohe Gruppe von 20 Leuten sind.
Nachdem wir 9,5 Stunden Flug sowie 1 Stunde Einreiseformalitäten (inkl. Erfassen der Fingerabdrücke) hinter uns gebracht hatten, betraten wir um 1:30 Uhr nachts mit dem Verlassen des vollklimatisierten Flughafens indischen Boden. Draußen schlug uns die feuchtwarme indische Nachtluft entgegen.
Unsere indischen Freunde, allen voran Nandhini und Ambrose, bereiteten uns einen überwältigenden Empfang. Mit einer ganzen Gruppe waren sie nachts zum Flughafen gekommen, um uns mit Blumenkränzen zu begrüßen. Liebevoll wurden wir willkommen geheißen und mit Wasser und Keksen versorgt. Wahnsinn!
Ein Bus, den Nandhini organisiert hatte, brachte uns zu unserem Hotel außerhalb von Chennai nach Mahaballipuram. Auf dem Weg durch die nächtlichen Straßen blickten wir fasziniert aus dem Fenster: hell erleuchtete kleine Shops, Kühe, die auf den Straßen wandern, Menschen, die auf dem Bürgersteig schlafen, Baustellen, auf denen auch nachts gearbeitet wird, überall Hunde, Autos, Kühe, Motorräder, Menschen, TukTuks, … Schließlich erreichten wir das Ideal Beach Resort, welches für die nächsten 5 Tage unser Domizil sein wird, wo wir erschöpft und voller neuer Eindrücke ins Bett fielen.